
Magie des Nordens bei „Kunst im Rathaus“
Von Birgit Karg
Halbabstrakt, farbstark, temperamentvoll: Die Bilder der Wahlfrankenthalerin Ruth-Ellen Schaeffer atmen die Magie des Nordens und sind zurzeit in der Reihe „Kunst im Rathaus“ zu sehen.
Kunstkabinett vor Amtszimmern: Zwei Dutzend Bilder ziehen im oberen Rathausfoyer die Blicke auf sich. Farbstarke Blumenportraits von Pfingstrose und Tulpe, halbabstrakte Landschaften, spannende expressive Kompositionen. Malerei sei für sie eine Möglichkeit, Grenzen zu überschreiten, Erfahrungshorizonte zu öffnen und das Blickfeld zu erweitern, sagt Ruth-Ellen Schaeffer.
Die in Erfurt geborene ausgebildete Juristin lebt mit ihrem Mann schon lange in Frankenthal. Nach ihrem Ausscheiden aus dem Staatsdienst – Schaeffer war Direktorin des Amtsgerichts Speyer – widmet sie sich nun ganz der Malerei. Initialzündung fürs eigene Tun sei damals in den 2000er-Jahren die spontane Idee einer Benefiz-Kunstversteigerung im Lions-Club gewesen. „Das machen wir selber“, sagten sich die Vorstandsfrauen der Lions und gingen kurzerhand bei Uschi Freymeyer in die Lehre.
„Sie nahm uns die Angst vor der weißen Leinwand“, erinnert sich die Selfmade-Künstlerin.
Einladung zum Entdecken
Der Funke war entzündet und Schaeffer wollte mehr, besuchte Kurse an der Volkshochschule Frankenthal, der Abendakademie Mannheim und der Kunstschule Wieser in Herxheim bei Landau und machte sich ans Experimentieren. Erste Landschaften entstanden wie die „Frühlingswiese“, die aktuell auch im Frankenthaler Rathaus zu sehen ist. Für ihre erste Ausstellung hatte Schaeffer einst die Wände ihres Amtszimmers in Speyer bestückt, später die Flure im Gerichtsgebäude. Viele Einzelausstellungen in Kassel, Berlin, Ludwigshafen, Neuhofen, Mutterstadt und Trier sollten folgen.
Im hohen Norden findet Ruth-Ellen Schaeffer Ruhe und Inspiration: Oft zieht es sie mit ihrem Mann nach Sankt Peter-Ording, wo sie auf langen Spaziergängen die Stimmung am Meer auf sich wirken lässt. Die Weite der Landschaft, breite Sandstrände, Licht und Wind im Wechsel der Gezeiten zu erleben sei „spannender als ein Krimi“. Priel- und Heidelandschaften, Rapsfelder im Wind, Offshore-Windräder inmitten stürmischer Wellen: Schaeffers Bilder atmen die Magie und Poesie des Nordens und laden zum Verweilen und Entdecken ein:
„Das Bild soll im Auge des Betrachters entstehen.“
Aus den Landschaftsimpressionen hervorgegangen sind auch einige abstrakte Werke in Schaeffers Lieblingsfarben Rot und Blau. Abgerundet wird die Schau von zwei allegorischen Kompositionen, in denen sich die Künstlerin kritisch mit dem Thema Schönheitswahn auseinandersetzt. Vor kurzem hat Ruth-Ellen Schaeffer die dritte Dimension für sich entdeckt und experimentiert nun auch mit Ton und Sandstein. Erste Modellagen und Kleinskulpturen sind im Entstehen.
Quelle: Rheinpfalz
